Pflegeperson oder Ärztin hält alten Menschen an den Händen

Welt Parkinson Tag

Große Expertise in der Spezialambulanz der KDO

Parkinson ist die am schnellsten zunehmende neurologische Erkrankung weltweit. In den letzten 25 Jahren hat sich die Zahl der Betroffenen verdoppelt – und es ist mit einem weiteren starken Anstieg zu rechnen. Derzeit sind in Österreich mindestens 25.000 bis 30.000 Menschen betroffen. Bei Parkinson denken die meisten zuerst an zitternde Hände oder Beine. Das muss aber nicht so sein. Es gibt viele andere Symptome und nicht bei allen Betroffenen äußert sich die Erkrankung gleich.

Priv.-Doz.in Regina Katzenschlager leitet die Abteilung für Neurologie der Klinik Donaustadt. Hier befindet sich, neben der Klinik Ottakring, eine der zwei Parkinson-Spezialambulanzen des Wiener Gesundheitsverbundes.

Anlässlich des Welt-Parkinson-Tages haben wir mit ihr unter anderem darüber gesprochen, ob man sich vor Parkinson schützen kann und welche Behandlungsmöglichkeiten es im WIGEV gibt.

Porträt Regina Katzenschlager

Was ist Parkinson?

Parkinson gehört zu den neurodegenerativen Erkrankungen. Das bedeutet, dass Hirnzellen sich langsam zurückbilden. Und zwar vor allem jene im Bewegungszentrum des Hirns, die die Überträgersubstanz Dopamin herstellen. Mit zunehmender Erkrankungsdauer kommen auch andere Zellen dazu.

Welche Beschwerden gehen damit einher?

Die ersten Beschwerden sind oft eine allgemeine Verlangsamung, eine vorgebeugte Körperhaltung, kleinere oder schlurfende Schritte und das Zittern. Dieses wird allgemein mit Parkinson in Zusammenhang gebracht, tritt aber nicht bei allen Betroffenen auf. Typischerweise beginnt das Zittern einseitig und ist bei ruhiger Körperhaltung stärker als in Bewegung. Es kann die Arme und Beine betreffen. Möglicherweise wird es anfangs auch nur als inneres Zittern wahrgenommen.

Wie verläuft die Krankheit und kann man sich davor schützen?

Den Prozess der Zellveränderungen und des Zellverlusts können wir derzeit noch nicht stoppen oder verlangsamen.  Der Dopamin-Mangel lässt sich allerdings mit Medikamenten ersetzen. Das bedeutet, dass eine medikamentöse Therapie oft zu einer deutlichen Besserung der Beschwerden führt.
Im weiteren Verlauf nehmen bei vielen Betroffenen jene Symptome zu, die nicht mit dem Dopamin-Mangel zusammenhängen: Schlafstörungen, Verstopfung, kognitive und psychische Veränderungen und später Probleme mit dem Gleichgewicht. Ein Teil davon lässt sich medikamentös behandeln. Allerdings treten mit zunehmender Krankheitsdauer oft deutlich beeinträchtigende Symptome auf (Stürze, Schluckstörungen, ausgeprägte neuropsychiatrische Symptome).

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es im WIGEV?

Alle Therapiemöglichkeiten für Parkinson werden in den neurologischen Abteilungen des Wiener Gesundheitsverbundes angeboten. Vertiefte Expertise bieten die Spezialambulanzen in der Klinik Donaustadt und Klinik Ottakring, die vor allem komplexe Fälle therapieren. Dazu gehört unter anderem der Einsatz der Parkinson-Pumpentherapien. Dabei werden hochwirksame Medikamente gleichmäßig zugeführt. Entweder unter die Haut oder mittels Sonde in den Magen-Darm-Trakt. Das führt meist zu erheblichen Verbesserungen des Zitterns.
Bei Patient*innen, für die chirurgische Methoden wie die tiefe Hirnstimulation in Frage kommen, besteht eine enge Zusammenarbeit mit dem AKH Wien.

Parkinson ist noch nicht heilbar. Welche Rolle spielt daher die Früherkennung?

Derzeit laufen weltweit viele Studien mit dem Ziel, den Krankheitsprozess selbst über verschiedene Angriffspunkte günstig zu beeinflussen. Dabei werden genetische Ursachen und Risikofaktoren eine noch größere Rolle spielen. Für eine zielgerichtete, personalisierte Behandlung werden Eine Möglichkeit wäre, mehrere Therapieansätze individuell zu kombinieren. Dazu liegen bereits erste positive Ergebnisse vor. Diese müssen allerdings noch in großen Studien nachgewiesen werden.
Eine frühe Diagnose ist wichtig, weil ein früher Therapiebeginn die Lebensqualität deutlich verbessert. An Therapiemöglichkeiten, die dem Krankheitsverlauf verlangsamen oder stoppen, wird derzeit intensiv geforscht.

Welche Rolle spielen Bewegung und Sport?

Bewegung und Sport haben bei Parkinson einen sehr hohen Stellenwert. Studien deuten sogar auf eine vorbeugende Wirkung und eine Auswirkung auf den Krankheitsverlauf hin. Die Art der Bewegung ist zweitrangig, wichtig ist, dass Patient*innen möglichst mehrmals pro Woche Sport betreiben. Und zwar so intensiv, wie es der Gesundheitszustand erlaubt.